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Geld ist ein Chamäleon – über die vier Funktionen und mannigfaltigen Erscheinungsformen von Geld

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Was ist Geld?
Geld ist mehr als Münze und Schein. Zum Geld kann alles werden, solange der fragliche Gegenstand bestimmte Eigenschaften besitzt und von einer Gruppe als Geld akzeptiert wird. Welche Eigenschaften das sind, erfahren Sie in diesem Film.


 

Haben Sie sich jemals gefragt, was das eigentlich ist? Geld? Nein?

 

Sie finden vermutlich, dass das eine ziemlich dumme Frage ist. Geld ist ein 1000 Franken-Schein, eine Dollarnote, eine Euro-Münze.

 

Na ja, das stimmt schon, und mag ja für unseren Alltag gelten. Aber Banknoten sind seit gerade mal gut anderthalb Jahrhunderten verbreitet. Münzen gibt es ein bisschen länger. Aber auch hier kommen wir höchstens 2.600 Jahre in die Vergangenheit. Geld aber gab es schon wesentlich früher. Denn die Bedürfnisse, die Geld erfüllt, die gibt es, seit die Menschheit angefangen hat, mit Gütern zu handeln und in festen Unterkünften zu leben.

 

Da gibt es zunächst das Bedürfnis zu tauschen. Natürlich kann man auch Ware gegen Ware tauschen. Aber es ist nicht immer leicht, jemanden zu finden, der genau die Ware braucht, die ich bieten kann, und die Ware hat, die ich suche. Also schaltet man einen Intermediär dazwischen, etwas, das beide wollen. Eben Geld.

 

Dann kann man natürlich mit Geld Dinge in ein Verhältnis setzen. Plötzlich haben ein Flug nach New York, eine Bretzel beim Bäcker und ein Haarschnitt einen gemeinsamen Maßstab: ihren Wert, der in Geld gemessen werden kann.

 

Geld ist natürlich auch eine Möglichkeit, Werte über lange Zeit aufzubewahren. Nun, jedenfalls solange es keine Inflation gibt. Und die gab es schon oft. Immer dann, wenn Geld keinen Materialwert hatte. Das war früher eher die Ausnahme. Die meisten Gelder hatten einen intrinsischen Wert, bestanden also aus Gold oder Silber, und konnten deshalb auch Jahrhunderte nach dem Sparen noch ausgegeben werden.

 

Hm, haben wir alle Funktionen? Nein, eine fehlt noch. Die wird aber von vielen gerne vergessen, auch wenn sie in unserem Alltag allgegenwärtig ist.

 

Mit Geld kann man nämlich etwas gut machen, das eigentlich nicht gut zu machen ist. Sie können die Zeit nicht zurückdrehen, wenn Sie etwas zu schnell gefahren sind. Aber Sie können ihre Strafe zahlen und gelten danach wieder als unbescholtener Bürger.

 

Keine sehr wichtige Funktion? Da irren Sie sich aber. Sie hat vor der Einführung von Gefängnissen den Frieden in jedem Gemeinwesen aufrecht erhalten. In dieser Funktion tritt Geld schon im 2. Jahrtausend vor Christus auf, und zwar im Codex Hammurapi. Da lesen wir zum Beispiel: Wenn ein Mann einem Sklaven ein Auge ausschlägt oder einen Knochen bricht, soll er seinem Besitzer eine Mine Gold zahlen. Oder wenn ein freier Mann einen anderen freien Mann von gleichem Rang schlägt, soll er ihm eine Mine Gold zahlen.

 

Es war doch viel bequemer, ein Unrecht mit Geld zu sühnen, als zwei Feinde innerhalb einer kleinen Gemeinschaft zu ertragen.

 

Geld ist also ein Tauschmittel, ein Maßstab für Waren und Dienstleistungen, ein Thesaurierungsobjekt und ein Sühnemittel. Von Banknote und Münze ist dabei keine Rede.

 

Geld kann nämlich alles sein, worauf eine Gesellschaft sich einigen kann. Nach dem Zweiten Weltkrieg tauschte man in Deutschland auf dem Schwarzmarkt zum Beispiel gegen Zigaretten.

 

Geld muss nur ein paar bestimmte Eigenschaften mitbringen.

 

Es muss allseits begehrt sein.

Man muss es über längere Zeit aufbewahren können.

Im besten Falle ist es leicht transportierbar.

Außerdem muss es so einfach teilbar sein, dass man auch kleinere Werte mit Geld zahlen kann.

 

Deshalb eignen sich Diamanten zum Beispiel überhaupt nicht als Geld, und das, obwohl sie allseits begehrt sind, man sie Jahrhunderte lang aufbewahren kann, und sie leicht zu transportieren sind. Versuchen Sie einmal, mit einem Diamanten ein Brot zu kaufen, und Sie wissen, warum.

 

Die Schale der Kauri-Schnecke hat dagegen Jahrhunderte lang als Geld gedient. Sie hat in dieser Funktion eine viel längere Karriere als unsere Münze. Sie war hoch begehrt – als Schmuck, als Amulett, als Geld. Man konnte sie wunderbar aufbewahren. Sie war selbst in größeren Mengen gut transportierbar und in historischer Zeit gut einsetzbar, um auch kleinere Gegenstände zu kaufen.

 

Sie sehen also, Geld kann unglaublich vieles sein. Und wenn wir uns heute einigen würden, dass in unserem Museum Buntstifte die Währung sind. Rote, grüne und blaue mit unterschiedlichen Werten, dann würde das klappen. Wir müssten uns nur einig sein hinsichtlich unserer Übereinkunft.

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